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    ?? Sinem Mohamed über die demokratische Autonomie und die YPG

    Berg-Karabach und das Selbstbestimmungsrecht der Völker

    Posted on 19. August 2014

    Die im südlichen Kaukasus gelegene Republik Berg-Karabach (Fläche:
    11.458 qkm; Einw.: ca 150.000) erklärte 1991 ihre Unabhängigkeit von
    Aserbaidschan, was in den neunziger Jahren immer wieder zu
    kriegerischen Auseinandersetzungen führte. Trotz Waffenstillstand
    kommt es immer wieder zu Ã`bergriffen seitens der aserbaidschanischen
    Armee. Das hoch gerüstete Aserbeidschan pflegt immer noch eine
    kriegerische Sprache. Um die ständig wieder kehrenden Zwischenfälle an
    der Demarkationslinie in Zukunft zu verhindern, wäre die Stationierung
    von unabhängigen Blauhelmen sicherlich von Vorteil.
    Der Autor des unten befindlichen Artikels, Harut Grigoryan, ist
    offizieller Repräsentant der Republik Berg-Karabach in Berlin.

    Piotr Luczak

    Harutyun Grigoryan LL.M. ist der Representant der Republik
    Berg-Karabach in Deutschland.

    Der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Berg-Karabach geht weit in die
    Geschichte zurück, seine aktuelle Phase begann aber im Februar 1988,
    als die aserbaidschanischen Behörden als Reaktion auf die friedlichen
    Forderungen des berg-karabachischen Volkes auf ein eigenes Recht auf
    Selbstbestimmung Massaker und ethnische Säuberungen gegen die
    Armenier in ganz Aserbaidschan organisierten, wobei Tausende von
    Menschen ermordet wurden. Die damals noch existierende sowjetische
    Zentralmacht unter Gorbatschow schaute zu bzw. weg.

    Am 2. September 1991 wurde die Unabhängigkeit der Republik
    Berg-Karabach ausgerufen, die am 10. Dezember desselben Jahres durch
    ein sowohl mit dem Völkerrecht übereinstimmendes als auch mit den noch
    zu dieser Zeit geltenden Gesetzen der UdSSR konformes Referendum über
    die Unabhängigkeit bestätigt wurde.

    Trotz der friedlichen und legitimen Forderungen Berg-Karabachs
    weigerte sich Aserbaidschan von Anfang an, in einen Dialog zu treten.
    Stattdessen griff es auf gewaltsame Unterdrückung der Bevölkerung in
    Berg-Karabach zurück, was zur offenen Aggression und zum Krieg gegen
    Berg-Karabach führte.

    Im Mai 1994 unterzeichneten Aserbaidschan, Berg-Karabach und Armenien
    unter Russlands Vermittlung ein Waffenstillstandsabkommen. Durch die
    unmittelbare Teilnahme der Regierung in Stepanakert (Hauptstadt von
    Berg-Karabach) an den Verhandlungen wurde eine
    Waffenstillstandsvereinbarung ermöglicht, wodurch die heiße
    Konfliktphase beendet wurde. Damit eröffneten sich Möglichkeiten für
    die endgültige Beilegung des Konflikts zwischen Aserbaidschan und
    Berg-Karabach.

    Die Verhandlungen für eine friedliche Lösung des Konfliktes werden
    heute im Rahmen der OSZE-Minsk-Gruppe unter Ko-Vorsitz von Frankreich,
    Russland und den USA durchgeführt. Bedauerlicherweise waren die
    jahrelangen Bemühungen der Vermittler erfolglos.

    Zum einen ist die Nichtakzeptanz Berg-Karabachs als
    Verhandlungspartner problematisch. Andrerseits lehnt Aserbaidschan
    jede Initiative zur Wiederherstellung des dreiseitigen
    (Armenien-Aserbaidschan-Berg-Karabach) Verhandlungsformats ab, obschon
    dieses Format unter anderem im Abschlussdokument des Budapester
    OSZE-Gipfeltreffens 1994 festgeschrieben worden ist. Im Jahr 1993
    strebte Aserbaidschan noch im Laufe der militärischen
    Auseinandersetzungen mehrmals nach direkten bilateralen Gesprächen mit
    Berg-Karabach. Dazu stand es ständig mit der politischen und
    militärischen Führung der Republik Berg-Karabach in Kontakt.

    Ein weiterer Grund sind die ständigen aserbaidschanischen Ã`bergriffe
    an der Demarkationslinie sowie die Weigerung der aserbaidschanischen
    Seite spannungsreduzierende Maßnahmen umzusetzen. Die o. a. Gründe
    erschweren zusätzlich die Friedensbemühungen. Ein Musterbeispiel für
    Aserbaidschans aggressive Politik waren in jüngster Zeit Anstalten der
    aserbaidschanischen Armee nach Berg-Karabach einzudringen und die Lage
    weiterhin zu destabilisieren. Das kostete Ende Juli, Anfang August
    mehreren Menschen das Leben.

    Eine der wichtigsten Aufgaben ist gegenwärtig die Gewährleistung eines
    friedlichen Prozesses zur Beilegung des Konflikts. Eine wichtige Rolle
    spielt dabei die internationale Gemeinschaft: Eine klare Botschaft zur
    Gewaltlosigkeit und Achtung der bereits getroffenen Vereinbarungen
    wäre hier ein wichtiger Beitrag zum Erreichen einer friedlichen Lösung
    .
    Die dritte Bedingung für die Schaffung eines dauerhaften Friedens und
    der Stabilität in der Region ist die Wiederherstellung des
    gegenseitigen Vertrauens zwischen den Konfliktparteien. Hier wäre auch
    sinnvoll auf Hasspropaganda, Rüstungspolitik und Militärrhetorik zu
    verzichten.

    Obwohl der Konflikt noch ungelöst ist, entwickeln sich die
    Staatlichkeit, Wirtschaft und die demokratischen Institutionen in
    Berg-Karabach weiterhin konstant. Darüber hinaus ist die
    Menschenrechtslage in Berg-Karabach in vielerlei Hinsicht besser
    gestellt als in manchen anerkannten Staaten in der Region.

    Seit 1991 fanden fünfmal Präsidentschafts- bzw. Parlamentswahlen und
    zahlreiche Kommunalwahlen in Berg-Karabach statt. Eine unabhängige
    Gerichtsbarkeit garantiert rechtsstaatliche Normen. Für die Ausübung
    der öffentlichen Aktivitäten seitens der Bürgerinnen und Bürger sind
    entsprechenden Rechtsgrundlagen geschaffen worden. Eine der größten
    Errungenschaften des Landes ist die Freiheit auf freie
    Meinungsäußerung. Heutzutage sind mehr als 40 Medien im Printbereich,
    Funk und Fernsehen in Berg-Karabach tätig.

    Obwohl Berg-Karabach noch international als Teil Aserbaidschans
    angesehen wird, ist es trotzdem gelungen, auf dem Weg zur
    Selbstbestimmung Unterstützer, wenn auch regionale, zu finden. Als
    Beispiel dafür seien die Initiativen zur Unterstützung der
    Unabhängigkeit Berg-Karabachs seitens des US-Kalifornischen
    Parlaments, der Parlamente von Rhode Island, Massachusetts, Maine und
    Louisiana genannt, die sich in Resolutionen für die Anerkennung der
    Unabhängigkeit Berg-Karabachs aussprachen. Ähnliche Beschlüsse fassten
    die kommunalen Behörden von Los Angeles und Fresno, sowie Australiens
    größtes Bundesland New South Wales.

    Berg-Karabach legt einen großen Wert auf bilaterale Zusammenarbeit
    zwischen verschiedenen Subjekten kommunaler Selbstverwaltung in Europa
    u.a. Diese schafft ein Plattform für die Umsetzung verschiedener
    Projekte in den Bereichen von Kultur, Bildung, Sport, Handel usw.
    Freundschaftliche Beziehungen sind bereits zwischen den französischen
    Städten Les Pennes-Mirabeau und Wien auf der einen Seite und Hadrut
    und Martuni seitens Berg-Karabachs, wie auch zwischen den
    amerikanischen Städten Highland, Montebello, Los Angeles, Pico Rivera
    und den Städten Berdzor, Stepanakert, Schuschi, Karvachar in
    Berg-Karabach in Gang gesetzt worden.

    Im Jahr 2013 wurde eine Parlamentariergruppe von
    Parlamentsabgeordneten Berg-Karabachs und Litauens gebildet. Im
    gleichen Jahr wurde ein Freundschaftskreis mit französischen
    Senatoren, Parlamentsabgeordneten und anderen Politikern geschlossen.

    Die zaghaften Anfänge eines friedlichen Zusammenlebens dürfen nicht
    durch drohende kriegerische Maßnahmen, egal von wem sie unternommen
    werden, gefährdet werden. Es ist an der Zeit, dass das Prinzip des im
    Völkerrecht verankerten Selbstbestimmungsrechts der Völker endlich
    auch in Bezug auf die Republik Berg-Karabach seitens der
    internationalen Gemeinschaft Geltung erfährt.

    http://geopolitik-studien.de/198/

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