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Geheimdienst in Mord an Hrant Dink verwickelt? (in German)

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  • Geheimdienst in Mord an Hrant Dink verwickelt? (in German)

    Die Welt Online 3. Juli 2007, 13:25 Uhr

    Von Boris Kalnoky
    Türkei
    Geheimdienst in Mord an Hrant Dink verwickelt?

    http://www.welt.de/politik/article993 840/Geheimdienst_in_Mord_an_Hrant_Dink_verwickelt. html

    Im Prozess gegen den Mörder des armenischen Journalisten Hrant Dink
    untersucht das Gericht nun die Rolle der Sicherheitskräfte. Zwei Angeklagte
    gaben an, im Auftrag des türkischen Geheimdienstes gearbeitet zu haben.
    Spuren führen auch zu anderen Verbrechen.

    Im Prozess gegen den Mörder des türkisch-armenischen Publizisten Hrant Dink
    und 17 mutmaßliche Komplizen hat das Gericht die Ermittlungen ausgeweitet -
    und zwar gegen die Sicherheitskräfte. Im Klartext bedeutet dies, dass
    Elemente der Sicherheitskräfte in einem Fall impliziert werden könnten, in
    dem einer der Anklagepunkte "Bildung einer Terrororganisation" lautet. Zwei
    Hauptangeklagte, Yasin Hayal und Erhan Tuncel, gaben an, für einen
    türkischen Geheimdienst gearbeitet zu haben.


    Weiterführende links
    a.. Ermittler untersuchen Rolle türkischer Behörden
    b.. Bilderstrecke: Der Mord an Hrant Dink
    c.. Hrant Dinks Mörder stehen vor Gericht
    d.. Der zerbrochene Traum der Türken
    e.. Christen als Freiwild
    f.. Staatlich verordnete Hetze gegen Missionare
    In den türkischen Medien macht ein Brief Furore, den Yasin Hayal am 9. Mai
    an den Staatsanwalt geschrieben haben soll. Darin heißt es: "Eine Gruppe
    innerhalb der Polizei, ob legal oder illegal, hat uns gelenkt. Das ist
    offensichtlich. Obwohl Sie das erkannt haben, haben Sie unsere Rechte nicht
    geschützt. Wenn wir einen Auftrag für den Staat erfüllt haben, müsste der
    Staat dann nicht seine Aufgabe erfüllen und unsere Rechte schützen?"
    Mit anderen Worten, Hayal, der dem Mörder, Ogün S., mit Geld half und ihn
    auch zu der Tat angestiftet haben soll, versteht sich als ein Instrument der
    türkischen Sicherheitsorgane und diese als die Auftraggeber für den Mord.
    Der Hauptverdächtige will acht Geheimdienstler benennen
    Ein weiterer Hauptverdächtiger, Erhan Tuncel, gab in einer dreiseitigen
    schriftlichen Aussage an, er wolle die Namen von acht Geheimdienstlern
    bekanntgeben, mit denen er in Kontakt gewesen sei. Er habe sie wiederholt
    gewarnt, dass Dink ermordet werden sollte, sei aber immer mit den Worten
    abgewiesen worden, man sei sehr beschäfigt.
    Noch brisanter wird das Verfahren dadurch, dass aus der Gruppe der
    Angeklagten Spuren zu anderen politischen Morden der jüngeren Vergangenheit
    führen, etwa die Ermordung dreier Mitarbeiter eines Bibelverlages im
    vergangenen Mai und der Mord an einem Verwaltungsrichter vor rund einem
    Jahr. Auch die meisten problematischen politischen Prozesse der letzten
    Jahre, etwa gegen Literatur-Nobelpreistraeger Orhan Pamuk, gehen auf einen
    Mann zurück, der enge Verbindungen zur Gruppe der Angeklagten hat:
    Rechtsanwalt Kemal Kerincsiz, der prolifischte Anzeigen-Erstatter des Landes
    gegen Intellektuelle, meist wegen vermeintlicher "Beleidigung des
    Türkentums".
    Der türkische Staat als eigentlicher Mörder?
    Der Prozess begann als Verfahren gegen einen zur Tatzeit 17-jährigen
    arbeitslosen Jugendlichen, der Dink auf offener Straße erschoss. Inzwischen
    ist daraus in weiten Kreisen der Öffentlichkeit und der Medien ein Prozess
    gegen den türkischen Stat als eigentlichen Mörder geworden. Dinks Witwe
    formulierte es dem Gericht gegenüber schriftlich: Das andauernde Gerede von
    Separatisten und Staatsfeinden in der Türkei, propagiert von allen möglichen
    staatlichen und mit dem Staat verbundenen Stellen, erziehe Kindern zu
    potentiellen Mördern. Es sei diese Rhethorik, die an Dinks Tod schuld sei.
    Schlagworte
    Türkei Prozess Hrant Dink Christen
    Im Prozess geht es somit von nun an um die Frage, ob es einen "tiefen Staat"
    in der Türkei gibt, verwurzelt in den Sicherheitskraeften, der durch Worte
    oder vielleicht sogar Taten aus vermeintlichem Patriotismus zum Mörder wird.
    Das Verfahren ist bis zum 1. Oktober vertagt.
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